Statistische Werte: TSV 1860 – SV Waldhof
Ballbesitz: TSV 1860 42% – SVW 58%
Passgenauigkeit: TSV 1860 79% – SVW 83%
Defensive Zweikampfquote: TSV 1860 61% – SVW 69%
Schüsse/auf’s Tor TSV 1860: 10/2 – SVW 14/3
PPDA (zugelassenen Pässe pro Defensivaktion): TSV 1860 17,17 – SVW 8,58
Analyse der statistischen Werte
Ballbesitz
Mit 18 Prozent mehr Ballbesitz auf dem Papier könnte man annehmen, der SV Waldhof wäre die spielbestimmende Mannschaft am Samstag im Sechzgerstadion gewesen. Tatsache ist, dass der Waldhof in Ballbesitz über weite Strecken eher mit Ideenlosigkeit und Unvermögen beim Spiel nach vorne glänzte als mit Dominanz. Die blitzte bei den Kurpfälzern immer nur sporadisch zum Ende der jeweiligen Halbzeit hin auf.
Mit 127 Quer- und 25 Rückpässen innerhalb der Waldhöfer Defensivabteilung wird das auch durch Zahlen deutlich belegt. Sowohl bei den Quer- als auch bei den Rückpässen in diesem Mannschaftsteil hat der TSV 1860 im Vergleich der Teams rund 51% weniger dieser unproduktiven Pässe abgeliefert.
Spielbestimmend war also nicht die Mannschaft, die mehr Ballbesitz hatte, sondern das Team, das durch kluge Raumaufteilung die Mannheimer immer wieder zu riskanten langen Pässen zwang und nach Balleroberung schnell das Spiel umdrehte, um mit Tempo und gut getimten progressiven Pässen Druck auf das letzte Drittel des Gegners auszuüben. Das war am Samstag gegen den SV Waldhof eindeutig die Mannschaft des TSV 1860.
Passgenauigkeit
Ähnlich wie beim Ballbesitz, ist auch bei der Passgenauigkeit der Grund für die gute Quote der Mannheimer in den Quer- und Rückpässen der Waldhöfer Defensive zu suchen. Bereinigt man die Statistik hier bei beiden Teams um diese Pässe, dann liegt der TSV 1860 mit den Waldhöfern gleich auf.
Was beim Passspiel des TSV 1860 München absolut positiv auffällt, ist, dass die Quote bei den in der Statistik “kluge Pässe” genannten Zuspielen eine der besten in einem Pflichtspiel war, seit es das Format Taktiktafel bei sechzger.de gibt. “Kluge Pässe” sind bei Wyscout definiert als “kreative, penetrierende Pässe, denen der Versuch zu Grunde liegt, die Defensivreihe des Gegners zu durchbrechen, um einen entscheidenden Angriffsvorteil zu erlangen.” Anzahl und Quote lagen hier in den meisten Spielen der letzten Jahre auf unterdurchschnittlichen Werten. Wenn der TSV 1860 hier bisher hohe Quoten vorweisen konnte, wurden zumeist nur wenige die klugen Pässe gespielt, deren Erfolg oft mehr Glück als Plan war. Am Samstag kam jeder (!) dieser Pässe beim Mitspieler an – das ist hervorragend. Und mit 100% (7/7) ist die Quote sensationell gut!
Defensive Zweikampfquote
Mit 61% gewonnener Defensivduelle ist der TSV 1860 München am Samstag mit einer durchschnittlichen Leistung in diesem statistischen Wert aus der Partie gekommen. Aber wie so oft, ist das nicht die ganze Wahrheit. Sehen wir uns die Zonen an, in denen die erfolgreichen Zweikämpfe geführt wurden: Im eigenen letzten Drittel ließen die Löwen nur acht defensive Zweikämpfe liegen. In der eigenen Box wurde nur ein einziger verloren.
Besonders auffällig ist, dass auf den defensiven Flügeln in der Abwehrzone nur drei Duelle um den Ball nicht von Erfolg gekrönt waren.
Noch stärker waren die Sechzger am Samstag bei den Defensivduellen in der Luft. Hier liegt die Quote von Jacobaccis Elf mit 8% mehr gewonnener Kopfbälle deutlich über der Quote der Gäste.
Schüsse/aufs Tor
Die Sechzger schossen zehn mal aufs Gehäuse der Mannheimer. Acht dieser Schüsse konnten in der Box abgefeuert werden – das ist eine sehr gute Quote. Lediglich zwei dieser Schüsse konnten von den Waldhöfern geblockt werden. Die Schüsse, die nicht geblockt wurden, erfolgten ausnahmslos aus zentraler oder halbzentraler Position vor dem Mannheimer Kasten.
Dem gegenüber steht eine auf den ersten Blick bessere Schussstatistik der Waldhöfer. Bei genauerem Hinsehen wird aber deutlich, dass die Hälfte dieser Schüsse lediglich Alibifunktion hatten. Die meisten erfolgten von außerhalb des Strafraums. In vier Fällen sogar aus mehr als 25 Metern Entfernung.
Keiner der Schüsse, die Mannheim in der Box der Löwen zustande brachten, ging aufs Tor.
PPDA
Auch hier könnte man den indirekt proportional zu lesenden Wert (je niedriger desto besser) zunächst als Vorteil für Mannheim deuten. Man muss aber immer daran denken, dass hier lediglich Aktionen – und nicht deren Erfolg – gemessen wird.
Dem hohen Wert von 17,17 zugelassenen Pässen in den pressingrelevanten Zonen bevor eine eigene Defensivaktion erfolgte, fußt hauptsächlich auf dem taktischen Ansatz, die Pressinglinie tief zu stellen und das Mittelfeld für Mannheim möglichst eng zu machen. So spielte sich – wie oben schon erwähnt – die Mannheimer Defensivabteilung inklusive des defensiven Mittelfelds in schier endlosen Querpassorgien gegenseitig zu, ohne damit irgendeinen signifikanten offensiven Vorteil zu erarbeiten. Am Ende gipfelte dieses Geschiebe oft in einem langen Ball. Dieser wurde dann in den meisten Fällen von der Löwendefensive souverän wegverteidigt.
Das hohe Anlaufverhalten des SV Waldhof Mannheim brachte für den Spielaufbau der Löwen nur selten Probleme mit sich. Gute Laufwege und lange präzise Diagonalpässe der Innenverteidiger auf die Außenpositionen waren ein Garant dafür, dass das hohe Pressing der Kurpfälzer meist ins Leere lief.
Die Tore
Hier könnt ihr die Treffer und weitere Highlights noch einmal bewundern.
Manfred Starke, an beiden Toren des TSV München von 1860 beteiligt, bereitete den Angriff zum 2:0 Tor sensationell gut vor. Mit einer Drehung behauptete er den soeben, nach einem Mannheimer Angriff durch die Mitte, eroberten Ball gegen zwei Spieler und passte zum mutterseelenallein im Mittelkreis durchstartenden Vrenezi.
Vrenezi spurtete mit der Kugel am Fuß diagonal von rechts nach links durch den Mittelkreis. Nach Verlassen desselben setzte er Guttau mit einem perfekt getimten Steilpass durch die Kette der Mannheimer in Szene. Die Nummer 7 der Löwen drang in den Strafraum der Mannheimer ein und passte, den Bruchteil einer Sekunde bevor er von Bartels elfmeterreif gefoult wurde, das Spielgerät ins rechte Zentrum der Box. Dort verarbeitete Lakenmacher den Ball und netzte zum 2:0-Endstand ein.
Dieser Spielzug steht stellvertretend für viele Situationen, in denen die Löwen über Tempo und Spielwitz den Mannheimern die Grenzen aufzeigten. Guttau, Schröter und Vrenezi waren immer in Bewegung. Somit fanden die Aufbauspieler in der Vorwärtsbewegung meist die richtige Lösung, um dem jeweiligen Angriff Tempo zu geben.
https://sechzger.de/tsv-1860-sv-waldhof-20-die-taktiktafelanalyse/