von Backes » 01.12.2021, 13:27
Szene 1: Hamza Saghiri (Mannheim) tritt Merveille Biankadi (1860) bei einem Zweikampf um den Ball auf das Schienbein, kommt bei Schiedsrichter Lars Erbst aber mit Gelb davon. [TV-Bilder – ab Minute 1:28:20]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf streckt Biankadi am Boden liegend das Bein zum Ball und spielt diesen. Dabei will sein Gegenspieler Saghiri auch zum Ball und diesen mit der Sohle abstoppen, tritt jedoch unglücklich und völlig unbeabsichtigt auf das Schienbein von Biankadi. Saghiri kann bei der Aktion gar nicht ahnen, dass Biankadi so schnell sein Bein dorthin führt, wo der Ball ist und kommt zudem einen Moment zu spät und kann nicht mehr den Ball spielen. Das ist in der Summe ein Foulspiel, das rücksichtslos, aber keinesfalls brutal ist, sodass die gelbe Karte absolut angemessen ist. Eine richtige Entscheidung, dieses Foulspiel "nur" mit der gelben Karte zu ahnden.
Szene 2: Für ein rüdes Foul an Hamza Saghiri (Mannheim) sieht Dennis Dressel (1860) nur Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 2:55]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Mittelfeld geht Dressel völlig übermotiviert und übermäßig hart mit dem Fuß zu Werke und trifft Saghiri in die Achillesferse. Im Gegensatz zur Szene zuvor, wird hier der Fuß bewusst gegen den Gegner (!) eingesetzt. Das ist ein brutales Foulspiel, bei dem die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet wird, sodass es die rote Karte gegen Dressel hätte geben müssen. Der Schiedsrichter steht sehr gut zum Geschehen und hätte die Intensität des Vergehens eigentlich erkennen müssen. Auch ist die Reaktion von Dressel nach dem Foulspiel vielaussagend. Er zeigt keine Reue, indem er zum Gegenspieler geht und sich für sein Vergehen bei ihm entschuldigt, vielmehr zeigt er eine befriedigende Reaktion. Man kann auch nicht von einer einheitlichen Auslegung des Schiedsrichters sprechen und diese gelbe Karte mit der in der Vorszene vergleichen, da es zwei völlig verschiedene Intentionen sind. Eine Fehlentscheidung, es nur bei der gelben Karte zu belassen.
Szene 3: Eine Kopfball-Verlängerung bekommt Anton Donkor (Mannheim) im Strafraum an die Schulter, es gibt Elfmeter für 1860. [TV-Bilder – ab Minute 3:10]
Babak Rafati: Donkor will den Ball im eigenen Strafraum klären und verschätzt sich ein wenig. Beim Klärungsversuch springt ihm dabei der Ball auf den Oberschenkel und von da aus an die Schulter, aber nicht an den Arm. Für die Beurteilung von Handspielvergehen gilt, dass die Grenze zwischen Schulter und Arm unten an der Achselhöhle verläuft. Man spricht in Fachkreisen auch von der sogenannten T-Shirt-Linie als Begrenzung. Somit liegt kein Handspiel vor. Was in dieser Szene für den Schiedsrichter schwer zu beurteilen ist und ihn womöglich irritiert, ist, dass Donkor vorher den Arm bewusst zur Vergrößerung der Körperfläche einsetzt und somit eine unnatürliche Haltung einnimmt. Dadurch, dass der Ball aber dort erst gar nicht hingelangt, erübrigt sich die Bewertung eines möglichen Handspiels. Wäre der Arm am Ball gewesen, wäre es ein strafbares Handspiel gewesen, weil der Arm zur Vergrößerung der Körperfläche eingesetzt wird. Somit liegt in dieser Szene eine Fehlentscheidung vor, einen Elfmeter für 1860 zu pfeifen.
Mein persönliches Highlight:
SV Waldhof Mannheim - 1. FC Kaiserslautern 4:3, Mittwoch, 15. April 1987, 20:00 Uhr, Südweststadion, 32000 Zuschauer, Ludwigshafen
1:0 Fritz Walter 3. Minute
1:1 Frank Hartmann 29. Minute
2:1 Fritz Walter (Elfmeter) 31. Minute
2:2 Harald Kohr 39. Minute
2:3 Frank Hartmann 61. Minute
3:3 Fritz Walter 83. Minute
4:3 Fritz Walter (Elfmeter) 89. Minute