Nach dem entscheidenden Elfmeter gab es kein Halten mehr: Die Italiener in der Stadt lagen einander in den Armen und bejubelten euphorisch den vierten WM-Titel ihrer "Squadra Azzurra". Unmittelbar nach dem Finale gegen Frankreich bildeten sich die ersten Autokorsos, die meisten Tifosi feierten ausgelassen am Wasserturm. Es ist kurz vor 22.45 Uhr, als sich im Mozartsaal des Rosengartens, wo zahlreiche Italiener das Endspiel verfolgen, die ganze Spannung mit einem Schlag entlädt. Der letzte Elfer ist verwandelt, die Tifosi tanzen begeistert und schwenken ihre Fahnen, vor lauter Jubel versteht man sein eigens Wort nicht mehr. Der Saal ist ein Meer aus Grün-Weiß-Rot. Der 20-jährige Italiener Demien Coccioli legt sein Flagge auf den Boden und küsst sie. "Das ist ein Glück für unser ganzes Land", brüllt er gegen den Lärm an. "Riesig, dass wir das geschafft haben, im Elfmeterschießen.
Jetzt werden wir Party machen am Wasserturm bis die Sonne aufgeht." Auch die gebürtige Sizilianerin Cinzia Fantauzzo kann nicht fassen, was da eben passiert ist. "Das ist unbeschreiblich, wir haben es allen gezeigt", jubelt die 21-Jährige mit ihrem blauen Fußball-Trikot und dem Grün-Weiß-Roten Hut auf dem Kopf. Bis der Titel perfekt ist, müssen die Tifosi aber lange zittern. Die 16-jährige Merilisa Miliziano ist aber schon zu Beginn der Verlängerung optimistisch: "Italien gewinnt", erklärt sie. "Die ganze Zeit hatten wir Glück, ich hoffe, es wird auch dieses Mal so sein. Wir werden kämpfen." Vor einem Elfmeterschießen allerdings hat sie Muffe. "Das ist schlecht für uns." Doch so kann man sich täuschen - die Kicker um Fabio Cannavaro und Luca Toni belehren sie eines Besseren.
Französische Fans sind im Rosengarten deutlich in der Unterzahl. Obwohl sie vor der WM nicht mit einer Finalteilnahme gerechnet haben, sind sie jetzt schon enttäuscht. "Elfmeterschießen ist eben Glückssache", sagt der 19-jährige Jean Lubuimi, der nach dem Finale mit seinen Kumpels traurig in einer Ecke des Rosengartens steht. Über Zidanes "dumme" Tätlichkeit ärgert er sich. "Dazu darf er sich nicht hinreißen lassen." Die Italiener feierten einstweilen ihren vierten Titel. Von Ausschreitungen ist bis Redaktionsschluss nichts zu hören.
Quelle: morgenweb.de