und das meint der gute alte uwe "isch mache e holunderkur!" rappolder dazu.
Analyse: Ex-Waldhof-Trainer Uwe Rapolder vermisst bei der DFB-Elf den erfrischenden Fußball von 2006
"Das war spielerisch ein Rückschritt"
Von unserem Redaktionsmitglied Marc Stevermüer
Mannheim. Die EM ist Geschichte, der deutsche Titeltraum geplatzt. Ex-Waldhof-Trainer Uwe Rapolder erklärt, warum die Deutschen das Finale verloren haben und wie es seiner Meinung nach weitergehen muss.
Herr Rapolder, warum waren die Deutschen im Finale praktisch chancenlos?
Uwe Rapolder: Die Spanier waren spielerisch stärker. Sie haben viele technisch versierte Spieler in ihren Reihen und haben diese Vorteile auch genutzt. Die spanische Mannschaft hatte die nötige Ruhe und Sicherheit am Ball.
In der Offensive funktionierte bei den Deutschen im Finale fast gar nichts. Wie sehr hat Sie das negativ überrascht?
Rapolder: Die DFB-Elf hat gegen Spanien wieder im 4-2-3-1-System mit Michael Ballack als hängender Spitze agiert. Ballack hat sich aber viel zu sehr auf dem gesamten Feld herumgetrieben. Es hat eine klare Spielanlage gefehlt. Das System kann nur funktionieren, wenn Ballack das Bindeglied zwischen Thomas Hitzlsperger und Miroslav Klose ist. Ballack hat zu oft seine Position verlassen. Er fehlte dann als Anspielstation und deshalb gab es keine Kombinationen. Torgefahr haben die Deutschen im ganzen Turnier fast nur durch Einzelaktionen heraufbeschworen.
Wie fällt Ihr Fazit zur deutschen Elf insgesamt aus? Sind Sie enttäuscht?
Rapolder: Schauen wir mal auf die Gegner: Polen und Österreich in der Vorrunde, das konnte gar nicht schiefgehen. Dann kam Portugal: Da haben die Deutschen ihr einziges gutes Spiel gemacht. Diese Partie wurde mit viel Kampf und einer taktischen Meisterleistung gewonnen. Spielerisch blieben aber auch in dieser Begegnung einige Wünsche offen. Und gegen die Türkei und Spanien wurden die Probleme gleich wieder offensichtlich.
Und wo steht die DFB-Auswahl jetzt im internationalen Vergleich?
Rapolder: Die deutsche Mannschaft hat sicherlich aufgeschlossen zu den Top-Nationen, mehr aber auch nicht. Der zweite Platz ist ein schöner Erfolg. Aber er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir nicht zur absoluten Weltspitze gehören. Gerade im spielerischen Bereich wurde bei dieser EM im Vergleich zur WM 2006 eher ein kleiner Rückschritt gemacht. Es fehlte eine klare Struktur, das vertikale Spiel in die Spitze hat man kaum gesehen. Kurzum: Der erfrischende Fußball der WM 2006 ist von der deutschen Mannschaft nur ganz selten gezeigt worden.
Wie muss es weitergehen mit der Nationalelf? Auf welchen Positionen sollte ein personeller Schnitt gemacht werden?
Rapolder: Grundsätzlich sei einmal gesagt: Ein deutscher Nationalspieler muss in seinem Klub einen Stammplatz haben. Wohin es führt, wenn jemand keine Spielpraxis hat, haben wir bei Christoph Metzelder gesehen.
Davon aber einmal abgesehen, wo muss ein Wechsel her? Sollte Torwart Jens Lehmann jetzt zurücktreten?
Rapolder: Im Tor sollte natürlich einem jungen Schlussmann wie beispielsweise René Adler eine Chance gegeben werden. Aber das ist nicht die entscheidende Position. Meiner Meinung nach muss auch im Mittelfeld ein Schnitt gemacht werden, zum Beispiel auf der Position von Torsten Frings. Thomas Hitzlsperger und Simon Rolfes stehen schon bereit.
Mannheimer Morgen
01. Juli 2008
http://www.morgenweb.de/nachrichten/spo ... 93779.html