von Italiener » 11.07.2006, 18:14
Marcello Lippis Azzurri besiegten Frankreich im Berliner Olympiastadion und krönten sich damit zum vierten Mal zum Weltmeister des weltweit populärsten Sports. Diese Überraschung stellte sich ausgerechnet im schwierigsten Moment des italienischen Fussballs ein und sorgte für überschwängliche Freude bei den Tifosi.
Am selben Ort, an dem der legendäre Jesse Owens bei den Olympischen Spielen 1936 vier Goldmedaillen gewann, holten sich die Italiener von Marcello Lippi ihren vierten WM-Titel und konnten als vierte Mannschaft neben Brasilien, Deutschland und Argentinien den neuen FIFA WM-Pokal bereits zum zweiten Mal in Händen halten.
Rom 1934, Paris 1938, Madrid 1982 und Berlin 2006: bereits in vier europäischen Hauptstädten konnten sich die Azzurri zum Weltmeister des einfachsten und gleichzeitig unterhaltsamsten Spiels der Welt krönen, das alle Völker in Begeisterung versetzen kann.
Über den italienischen Fussball kann man natürlich diskutieren und wie alle anderen hat auch Italien seine Schwachstellen, aber bei dieser FIFA Weltmeisterschaft hat man eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Italien zu Recht als zweitbeste Fussballnation aller Zeiten gilt. Die Italiener rangieren nun nur noch eine Stufe unter den Brasilianern, aber eine Stufe über den Deutschen, die bei diesem Turnier trotz ihres Heimvorteils im Halbfinale ausgeschaltet wurden.
Es hat sich der traditionelle und echte Fussball durchgesetzt, der darauf abzielt, mit höchster Konzentration das Spiel mit mindestens einem Tor mehr als der Gegner zu beenden. Das ist natürlich viel leichter, wenn der Gegner keinen Treffer erzielt. Marcello Lippi brachte es auf den Punkt: den größten Anteil an diesem Erfolg hat die Mannschaft als Ganzes.
Wer selbst jemals Fussball gespielt oder eine Mannschaft trainiert hat, der weiß genau, wie schwierig es ist, eine gute Truppe zusammenzustellen. Dazu gehört sehr viel Können, aber natürlich auch ein bisschen Glück. Es gibt kein allgemeines Erfolgsrezept, sondern nur gewisse Regeln, die es zu beachten gilt. Man muss erfahren genug sein, um die Dinge richtig einschätzen zu können und dann hoffen, dass alles funktioniert.
Dass alles funktioniert hat, ist im Nachhinein immer leicht zu sagen, aber die Tatsache, dass der Titel auch ohne Alessandro Nesta, den wahrscheinlich besten italienischen Spieler, geholt wurde, ist der beste Beweis dafür; immerhin ist Nesta für Italien das, was Zidane für Frankreich, Ballack für Deutschland und Ronaldinho für Brasilien ist. Eine gute Mannschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie immer ihre besten Leistungen abrufen kann und auch gut in Form ist.
Diesen Titel widmet man auch dem legendären Kapitän Paolo Maldini, der ausgerechnet bei diesem Turnier fehlte. Dieser Triumph gehört auch ihm, Gianluca Pessotto sowie allen Italienern, die selbst Fussball spielen oder sich einfach nur dafür begeistern können, von der Serie A über die dritte Liga, bis hin zum Hallenfussballspiel unter Freunden.