"Am Sonntag wurde alles eingerissen, was wir uns aufgebaut haben"
Der Vorsitzende des Fandachverbands "Pro Waldhof" Achim Schröder über das Relegations-Rückspiel
30.05.2018, 06:00 Uhr
Achim Schröder von "Pro Waldhof". Foto: miwi
Von Michael Wilkening
Mannheim. Achim Schröder ist schon lange Fan des SV Waldhof und seit sechs Jahren engagiert er sich beim Fandachverband "Pro Waldhof". Inzwischen ist er der erste Vorsitzende der Fan-Organisation und wie viele andere geschockt wegen des Spielabbruchs beim Aufstiegsspiel der Waldhöfer am Sonntag gegen den KFC Uerdingen. Schröder kündigt eine konsequente Aufklärung der Geschehnisse an.
Herr Schröder, wie bewerten Sie die Vorkommnisse vom Sonntag?
Das ist ein Super-GAU, vielleicht ist es sogar noch schlimmer. Ein sportliches Scheitern hätte man verkraften könne, auch wenn alleine das schon sehr geschmerzt hätte. So aber ist das eine Katastrophe, da brauchen wir gar nicht drumherum zu reden.
Es ist unbestritten, dass nur wenige Menschen für das Chaos in der Waldhof-Kurve verantwortlichen waren. Aber es ist auch unbestritten, dass viele hundert Personen in der Nähe standen und nicht eingriffen. Wird so ein Vorgehen von den Fans geduldet?
Nein, mit Sicherheit nicht. Ich mache aber niemandem einen Vorwurf, der dort nicht eingeschritten ist. Es gab dort sehr viel Aggressionen und da ist es wirklich schwer, zu reagieren. Das ist doch überall so, auch wenn es Gewalt auf offener Straße gibt, greifen die Menschen oft nicht ein. Ich sehe da ganz andere in der Verantwortung, auch uns von Pro Waldhof.
Welche Konsequenzen muss es geben?
Es ist ganz klar, dass die Dinge, die passiert sind, lückenlos aufgeklärt werden müssen. Das sollte aber zunächst intern geschehen. Anschließend muss man konsequent damit umgehen.
Pro Waldhof hat in einer ersten Reaktion vorläufig die Ultra-Gruppierung ausgeschlossen. Warum?
Weil wir der Meinung sind, dass sicher nicht die gesamte Gruppe beteiligt war, aber eine Verantwortung der Ultras an den Geschehnissen nicht zu leugnen ist. Wir legen Maßstäbe an die Fanklubs an, die Pro Waldhof angeschlossen sind und da muss man konsequent sein. Auch wenn die Ultras ganz klar große Verdienste in der Fanszene haben.
Pro Waldhof als Dachverband konnte den Spielabbruch und die vorherige Eskalation nicht verhindern, müssen Sie sich selbst hinterfragen?
Im Moment, da können Sie sicher sein, steht alles auf dem Prüfstand. Einen Teil der Verantwortung sehe ich auch bei uns. Wir werden alles bis an die Schmerzgrenze analysieren.
Der Verein hat Montagabend einige Entscheidungen getroffen. Unter anderem wird der Fanbereich im Stadion verlegt und die Selbstverwaltung der Fankurve aufgehoben. Wie bewerten Sie das?
Zu den Punkten, die der Verein beschlossen hat, wollen wir uns als Pro Waldhof aktuell nicht äußern. Es sollen erst Gespräche mit den Offiziellen geführt werden. Die wird es bald geben.
Der Name SV Waldhof hat am Sonntag erheblichen Schaden genommen, auch der Name der Stadt Mannheim wurde beschmutzt. Wie sehen Sie das?
Wir versuchen seit vielen Jahren, ein positives Bild unseres Vereins und damit auch der Stadt zu zeichnen. Am Sonntag wurde alles eingerissen, was wir uns aufgebaut haben. Das ist eine einzige Katastrophe. Mir tut es für den Verein leid, für die Stadt und für die Fans, die sich für den Klub engagieren. Wir sind jetzt alle am Boden.
Rechnen Sie mit Strafen?
Ich kann jetzt nicht einschätzen, was genau auf den Verein zukommt, aber alles was kommt, ist eine Katastrophe. Ein Punktabzug wäre ganz schlimm, weil er sich direkt sportlich auswirkt.
Welche Auswirkungen hat der Sonntag für die Fanszene des SV Waldhof?
Die Vorkommnisse haben einen Keil zwischen die Fans des SVW getrieben. Einzelne haben Mist gebaut und die Konsequenzen bekommen alle zu spüren. Wir waren in den vergangenen Jahren stolz darauf, dass wir innerhalb der Szene so einen Zusammenhalt hatten. Das ist jetzt erstmal vorbei.
Quelle: https://www.rnz.de/sport/regionalsport_artikel,-sv-waldhof-mannheim-am-sonntag-wurde-alles-eingerissen-was-wir-uns-aufgebaut-haben-_arid,362171.html