SV Waldhof soll von Eintracht lernen
Autor: Thorsten Hof (th)09. Januar 2018
Mit der Stoppuhr in der Hand verfolgte Bernhard Trares gestern beim Trainingsauftakt des ...
Mit der Stoppuhr in der Hand verfolgte Bernhard Trares gestern beim Trainingsauftakt des Fußball-Regionalligisten SV Waldhof Mannheim eine Laufeinheit seiner Schützlinge.
© Binder
Mannheim.Von wegen lockerer Aufgalopp. Beim Start in die Vorbereitung auf die restliche Rückrunde, die am 10. Februar mit dem Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers beginnt, nutzte Bernhard Trares die Trainingszeit gleich voll aus. „Heute haben wir nur einmal trainiert, da kann man schon mal ein bisschen länger machen und ich wollte zum Auftakt auch von jedem einen Eindruck gewinnen“, sagte der neue Coach des Regionalligisten nach der ersten Trainingseinheit mit seiner neuen Mannschaft. „Die nächsten Tage werden wir das sicher anders dosieren.“
Doch entspannter wird es für die Waldhof-Kicker, die gestern bis auf die grippekranken Hassan Amin, Mete Celik und Lukas Kiefer wieder komplett auf den Platz standen, deshalb nicht. Jeden Tag sind zwei Trainingseinheiten vorgesehen
Vor dem offiziellen Trainingsauftakt nahm sich Bernhard Trares Zeit für ein Gespräch über sein neues Engagement.
Sie haben die Mannschaft in dieser Saison schon mehrfach im Stadion gesehen und auch schon Video-Studium betrieben. Wo sehen Sie Ansatzpunkte, das Team in nur fünf Wochen voranzubringen?
Bernhard Trares: Wir müssen mehr Chancen herausarbeiten, wir müssen läuferisch und körperlich zulegen, da die Saison vielleicht erst in den letzten fünf Spielen entschieden wird. Auch im Umschaltspiel müssen wir kompakter sein. Da gibt es schon einige Ansätze, an denen es zu arbeiten gilt.
Reicht die Qualität des Kaders aus, um einen Relegationsplatz zu erreichen, oder sehen Sie in bestimmten Mannschaftsteilen Handlungsbedarf?
Trares: Das wird man sehen. Ich muss jetzt erst einmal in die Vorbereitung gehen und mit den Jungs arbeiten. Grundsätzlich habe ich Vertrauen in den aktuellen Kader, deshalb habe ich auch unterschrieben, und hoffe, dass wir alle gesund sowie mit viel Power aus der Vorbereitung kommen.
Wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem Rückrundenstart. Ist Saarbrücken schon durch und dahinter gibt es einen Vierkampf?
Trares: Saarbrücken ist für mich klar durch. Gegen die vermeintlich schwächeren Gegner brennt beim FCS nichts mehr an. Für Platz zwei kommen noch vier, fünf Teams in Frage und wir sind dabei. Ein anderes Ziel kann es nicht geben und das ist ein positiver Druck für mich.
Wenn Ihre Mission mit einem Erfolg endet, soll sich ihr zunächst bis Saisonende laufender Vertrag automatisch verlängern. Bedeutet Erfolg ausschließlich Aufstieg oder sehen Sie sich auch mittelfristig als Bestandteil des Projekts?
Trares: Erst einmal bis zum Saisonende zu schauen, war für alle Beteiligten sicher die fairste Lösung. Ich habe jetzt nicht auf eineinhalb Jahre gedrängt, weil man ja weiß, dass momentan auch noch Gerd Dais bezahlt werden muss. Und wenn wir am Ende miteinander zufrieden sind und es war eine konstruktive Zusammenarbeit, dann spricht nichts dagegen, dass man weitermacht. Erfolg würde ich deshalb nicht unmittelbar und ausschließlich am Aufstieg festmachen. Es geht auch darum, etwas zu entwickeln und aufzubauen, die nächste Saison zu planen, zu scouten, den Kader zu optimieren. Für diese Phase werde ich jetzt alle Energie investieren.
Neue Trainer werden gerne nach Ihrer Fußball-Philosophie gefragt. Wie stellen Sie sich das Spiel des SVW unter Bernhard Trares im Idealfall vor?
Trares: Wir wollen variabel sein und es sollte eine Handschrift zu sehen sein. Mir schwebt vor allem eine Dominanz vor, bei der man sagt: Okay – das ist der SV Waldhof, der bespielt den Gegner. Der zeigt, was er will. Wichtig ist aber auch, dass wir für das Ergebnis spielen. So spielt Eintracht Frankfurt momentan vielleicht nicht den attraktivsten Fußball, aber jeder Spieler ist dort bereit, alles fürs Ergebnis zu tun. Und was die konkrete Spielidee betrifft: Ein bisschen was müssen wir auch noch für uns selbst behalten. Wir sind ja schon gläsern genug, den Rest wird man dann hoffentlich ab dem 10. Februar erkennen, wenn es mit dem ersten Heimspiel wieder losgeht.
Als Spieler haben Sie klare Kante gezeigt, waren unbequem für den Gegner. Wieviel davon ist noch im Trainer Trares vorhanden?
Trares: Einiges. Ich würde mich als klar, ehrlich und direkt bezeichnen, wenn danach gefragt wird, wie ich mit den Spielern umgehe. Meine Jungs wissen immer, woran sie sind, und der Teamgedanke steht im Vordergrund. Das sind meine Richtlinien, an denen ich mich orientiere.
Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel für den SVW erinnern?
Trares: Das erste? Ich glaube, wir waren in Saarbrücken und haben gewonnen. Stimmt das?
Ein gewisser Bernhard Trares hat mit einem sehenswerten Seitfallzieher aus 16 Metern getroffen . . .
Trares: Genau. Das war natürlich ein perfekter Einstand. Und ich habe, glaube ich, auch einen wichtigen Elfmeter gegen den KSC verwandelt. Dort steht uns ja auch noch das Pokalspiel bevor.
Zu einem positiven Start als SVW-Trainer am 10. Februar gegen die Stuttgarter Kickers würden Sie sicher nicht Nein sagen, oder?
Trares: Absolut. Das wäre perfekt. Wir wollen schließlich die Fans und den Verein gleich von Beginn an für eine lange Rückrunde mitnehmen. Wir brauchen alle Unterstützung und wollen ganz vorne rein. Andere Ziele haben wir nicht und etwas anderes zu formulieren, wäre unglaubwürdig. Wir müssen die Verfolgerrolle jetzt zusammen annehmen und nicht nur auf den Trainer schauen, der jetzt mal machen soll. Aber ich kann keinen Zauberstab schwingen. Wir müssen diesen Job alle gemeinsam erledigen.
© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 09.01.2018
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