Was Trares, Dickgießer, Sebert und Bührer zur Krise beim SV Waldhof sagen
Der Absturz des SV Waldhof beschäftigt natürlich auch die Vereinslegenden. Wir haben bei Bernhard Trares, Günter Sebert, Roland Dickgießer sowie Karl-Heinz Bührer nachgefragt - und interessante Antworten bekommen
Quo vadis, SV Waldhof? Die Krise beim Mannheimer Fußball-Drittligisten beschäftigt in den Tagen vor dem Schlüsselspiel gegen Schlusslicht MSV Duisburg (Sonntag, 13.30 Uhr) natürlich auch verdiente frühere Spieler und Trainer. Wir haben bei Bernhard Trares, Günter Sebert, Roland Dickgießer und Karl-Heinz Bührer nachgefragt, was sie über die Situation beim SVW denken.
Bernhard Trares
Seit dem Aufstieg in die 3. Liga im Jahr 2019 genießt Bernhard Trares bei den Waldhof-Fans Kultstatus. Die Entwicklung bei seinem früheren Club verfolgt Trares immer noch. „Man hat gewusst, dass es eine schwierige Saison wird. Einige gute Spieler sind weggegangen, und dann ist es schwer, mit einer neuen Mannschaft gleich in die Erfolgsspur zu kommen“, sagt der Bensheimer, der im vergangenen April als Co-Trainer beim VfB Stuttgart zusammen mit Bruno Labbadia und seinem ehemaligen Waldhof-Assistenten Benjamin Sachs beurlaubt wurde.
In den Spielen gegen Viktoria Köln (1:1) und Borussia Dortmund II (1:3) machte sich Trares live im Carl-Benz-Stadion ein Bild vom SVW. „Es ist auf jeden Fall genug Substanz im Team, um den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt der 58-Jährige. Das Wichtigste in der schwierigen aktuellen Situation mit dem Absturz auf einen Abstiegsplatz sei nun, „die Nerven zu behalten und cool zu bleiben“. Trares: „Der Verein muss jetzt ganz eng zusammenrücken, damit man die nötigen Ergebnisse holt. Das wird das Entscheidende sein.“
Seine emotionale Bindung zum SV Waldhof, nach seinen Angaben seine bisher schönste Station als Cheftrainer, ist auf jeden Fall geblieben. „Natürlich drücke ich die Daumen, ich habe den Job damals mit viel Leidenschaft gemacht“, sagt der Ex-Profi. „Ich hoffe, dass Rüdiger Rehm die Kurve bekommt. Ich wünsche ihm und dem Waldhof viel Glück.“
Roland Dickgießer
Für den Ehrenspielführer, der zwischen 1978 und 1994 462 Spiele für Blau-Schwarz bestritten hat, ist die Ursache für die Probleme offensichtlich. „Die Qualität in der Offensive ist nicht da, weil etliche gute Spieler wie Dominik Martinovic den Verein verlassen haben“, sagt Dickgießer. Und da das aktuelle Waldhof-Team gerade auswärts auch defensiv sehr anfällig sei, rutschte das Team laut der SVW-Ikone auf die Abstiegsplätze.
Seine Prognose klingt nicht sonderlich optimistisch. „Das wird sehr eng diese Saison. Es stehen noch Mannschaften wie Freiburg II, die Qualität haben, hinter dem Waldhof“, sagt Dickgießer. Worauf es jetzt ankommt? „Die Grundvoraussetzung im Abstiegskampf ist, dass du hinten erstmal den Laden dichtmachst. Die Stabilität muss da sein, dann kann man den nächsten Schritt machen. Aber es wird nicht einfach werden, da bin ich mir sicher.“
Günter Sebert
Jeden Montag wird im CEG-Stammtisch emotional diskutiert. CEG, das ist der Club der Ehrenmitglieder- und Nadelträger-Gemeinschaft im SV Waldhof. Clublegende Günter Sebert bespricht dann mit anderen langjährigen Weggefährten wie Reiner Hollich, Mike Schüssler, Bernd Klotz oder Karl-Heinz Bührer die Situation beim SVW. Sebert, der zwischen 1966 und 1987 592 Mal für die Mannheimer auflief, kritisiert im Zusammenhang mit dem Absturz vor allem die Transferpolitik. „Der Grund für die Krise ist letztendlich die Qualität der Mannschaft und der Verpflichtungen im Sommer. Ich sehe keine Verstärkung im Vergleich zur letzten Saison“, sagt der 75-Jährige. Die aktuelle Situation sei „sehr bedenklich“, so Sebert. „Wenn wir am Sonntag gegen Duisburg nicht gewinnen, gegen wen wollen wir denn dann überhaupt noch gewinnen? Das wird richtungsweisend. Wenn der Waldhof dieses Spiel nicht gewinnt, kommt er vorerst nicht mehr unten raus“, meint „Sam“.
Ein weiteres Problem sieht Sebert in der Tatsache, dass die Kurpfälzer unerwartet in den Existenzkampf gerutscht sind. „Vor der Saison hat keiner damit gerechnet. Man weiß nicht, wie die Spieler mit dieser Drucksituation jetzt umgehen.“ Es müsse „einiges verändert und besser werden“, fordert der frühere Libero, der aber beim letzten Spiel trotz einer klaren 0:3-Niederlage auch einen Hoffnungsschimmer entdeckt hat. „Das Positive in Unterhaching war, dass sich die Mannschaft wieder Torchancen herausgespielt hat.“
Karl-Heinz „Kalle“ Bührer
Am ersten Tag der Herbstferien ist der frühere Bundesliga-Torjäger (69 Tore in 309 Spielen zwischen 1979 und 1990 für den SVW) im „Europa-Park“ unterwegs. Achterbahn fuhr zuletzt auch sein Verein - allerdings nur abwärts. „Wir haben es bisher nicht geschafft, ein Team zu finden, das zusammenwachsen kann. Es sind einfach zu viele Änderungen drin, es findet sich kein Gerippe“, sagt „Kalle“ Bührer.
Also die Verantwortung von Trainer Rüdiger Rehm? „Ich weiß nicht, ob es am Trainer liegt. Die Spieler sind jetzt auch gefragt“, sagt der 64-Jährige. Vor allem im Krisengipfel gegen Duisburg. „Wenn wir am Sonntag die drei Punkte nicht einfahren, könnte es Konsequenzen geben. Man muss irgendwann Entscheidungen treffen“, sagt Bührer, der seinen Optimismus aber noch nicht verloren hat. „Ich bin der Meinung, dass wir unten raus kommen können. Wir brauchen jetzt einfach ein Erfolgserlebnis. Das müssen wir einfach erzwingen, dafür müssen wir aber eine andere Körperpräsenz zeigen.“
Quelle: Mannheimer Morgen