Effizient und widerstandsfähig
Rüdiger Rehm nahm seinen Assistenten Mike Krannich in den Arm – 50 Meter entfernt im Gästeblock rissen die Fans des SV Waldhof die Arme in die Höhe. Mit einem verdienten 3:1 (2:1)-Sieg bei Preußen Münster landeten die Mannheimer am Samstagnachmittag den zweiten Sieg in der 3. Liga nacheinander – und schoben sich mit nun sieben Punkten ins Mittelfeld der Tabelle vor. Für den SVW trafen Fridolin Wagner (45.+2), Pascal Sohm (54.) und Jesaja Herrmann (77.), Münsters zwischenzeitliches 1:2 erzielte Joel Grodowski per Foulelfmeter (54.).
„Wir sind sehr glücklich, dass wir dieses wichtige Spiel auswärts gewonnen haben. Das Wichtigste war, dass wir nach dem Tor zum 1:2 ruhig und souverän geblieben sind und nicht die Unruhe drin wie in den letzten Spielen. Das war sehr gut“, sagte Waldhof-Trainer Rehm. Der SVW, in der gleichen Startaufstellung wie beim 3:2 gegen den Halleschen FC, bestätigte in einer guten Anfangsphase seinen generellen Aufwärtstrend der vergangenen Wochen. Die Mannheimer hatten mehr vom Spiel und deutlich mehr Ballanteile, Münster brauchte viel Glück, um nicht frühzeitig in Rückstand zu geraten. Baxter Bahn zog aus 18 Meter ab, Preußen-Keeper Maximilian Schulze Niehues ließ nach vorne prallen – und Kelvin Arase brachte den Nachschuss aus kurzer Distanz nicht an Schulze Niehues vorbei (3.). „Wir haben gut ins Spiel gefunden und waren richtig gut drin“, meinte Rehm. Doch wie schon beim 1:2 in Dresden machte der Waldhof nichts Zählbares aus seiner Dominanz – und Münster fand immer besser in die Partie.
Gegen den nach einem Preußen-Konter einschussbereiten Malik Batmaz rettete Julian Riedel in wirklich allerletzter Sekunde (14.), und dann legte Wagner den Ball unfreiwillig Münsters Sebastian Mrowca auf, der aber aus 16 Metern nur den Pfosten traf (35.). „Da waren die Räume zu groß und wir haben uns selbst in die Bredouille gebracht“, kritisierte Rehm. Und Ersatzkapitän Baxter Bahn gestand: „Da waren wir ein bisschen fahrig und haben ein paar Ballverluste zu viel gehabt.“
Als sich die 9922 Zuschauer im Stadion an der Hammer Straße schon mental auf die Pause einstellten, hatten die Kurpfälzer aber noch einen im Köcher. Und was für einen! Arase legt zurück auf Wagner, der mit einem Kunstschlenzer aus 23 Metern ins lange Ecke Schulze Niehues zur Waldhof-Führung überwand (45.+2). Von einer Szene abgesehen hatten die Kurpfälzer die Partie in der Folge im Griff und fuhren einen ungefährdeten Sieg ein. Auf Zuspiel von Sohm traf Arase aus spitzem Winkel noch den Pfosten statt das leere Tor (52.), zwei Minuten später verwertete Sohm nach einem abgewehrten Eckball eine Flanke von Lockl mit dem Kopf zum 2:0 (54.). Sein Körpereinsatz gegen Münsters Thomas Kok war dabei wohl gerade so im legalen Bereich. Als nicht mehr im Rahmen des Regelwerks wertete Schiedsrichter Cristian Ballweg kurz danach aber das Einsteigen von Wagner gegen den gerade erst eingewechselten Grodowski, der den fälligen Elfmeter problemlos zum 1:2 verwandelte (57.).
Im Gegensatz zu den Partien gegen Lübeck (2:2) und Halle (3:2) brachte der Anschlusstreffer den SVW diesmal nicht aus der Fassung. Harmlose Münsteraner konnten kaum Druck entwickeln – der Waldhof sorgte stattdessen für die Vorentscheidung. Durch eine Koproduktion zweier eingewechselter Profis: Unkonventionell mit der Fußsohle aus einem Zweikampf heraus legte Julian Rieckmann auf Herrmann ab, der im Gegensatz zu seiner vergebenen Großchance in Dresden die Nerven behielt und flach einschoss (77.). „Da haben wir den Gegner bespielt, herausgelockt und dann macht Jesaja das gut. Ein hervorragendes Tor“, urteilte SVW-Coach Rehm. Das 3:1 geriet zum finalen Wirkungstreffer für den SC Preußen. Die Mannheimer hätten das Ergebnis bei weiteren Gelegenheiten durch Herrmann (81.), Arase
(84.) und Abifade (86.) noch höher schrauben können. Münster hatte nur noch eine Möglichkeit, die Rieckmann mit einer Grätsche vor Ogechika Heil vereitelte (85.). Mit dem zweiten Sieg in Folge im Rücken können die Mannheimer entspannt in die Länderspielpause gehen.
Quelle: MM (Sonntag)