Presse 29.05.2023

[Pressesprecherin]

Warum Christian Neidhart beim SV Waldhof gehen musste


Sportlich erreichte Christian Neidhart die Ziele des Drittligisten SV Waldhof nicht. Die Trennung vom Trainer hat aber noch einen anderen Grund.

Christian Neidhart hätte vor rund zweitausend Jahren noch deutlich schlechter wegkommen können als mit einer Vertragsauflösung. Bei dieser Betrachtungsweise sollte der Zuletzt-noch-Trainer des SV Waldhof Mannheim froh sein, dass er in das Mitteleuropa des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts hineingeboren wurde und nicht in das Griechenland der Antike. Dort kam es vor, dass der Überbringer schlechter Nachrichten geköpft wurde. Da kommt Neidhart mit einer Vertragsauflösung, angereichert mit einer stattlichen Abfindung deutlich besser weg.

Die Ursache der Trennung war am Ende nicht die sportliche Bilanz (Platz sieben), die hinter der vorgegebenen Zielsetzung geblieben war (Aufstieg). Es lag auch nicht an der wiederholten Schwäche in Auswärtsspielen, an den vielen Gegentreffern oder mitunter mauen spielerischen Darbietungen. Am Ende war die Trennung beschlossen, nachdem sich Neidhart vor knapp zwei Wochen kritisch in Richtung der Führungsspitze des Klubs geäußert hatte. Grob zusammengefasst bemängelte der Fußballlehrer die fehlende Unterstützung seiner Person, und noch deutlicher bemängelte er die Diskrepanz zwischen der Anspruchshaltung und der Gegebenheiten vor Ort.

Viel Zustimmung – hinter vorgehaltener Hand
Zu wenig professionell seien die Bedingungen für Mannschaft und Trainer, um glaubhaft Zweitligist werden zu wollen. Das sagte Neidhart, und das sagten vor ihm auch schon Bernhard Trares und Christian Glöckner. Neidharts Vorgänger auf dem Trainerstuhl des SVW wurden deshalb nicht entlassen, aber zumindest im Fall von Glöckner war die wiederholt geäußerte Kritik ein Grund, die Beschäftigung im vergangenen Sommer nicht weiterzuführen.

Im Umfeld rund um den Alsenweg, der Trainingsstätte der Waldhöfer, stimmen dem geschassten Coach viele zu. Recht habe er mit seiner Kritik in vielen Punkten gehabt, heißt es – allerdings hinter vorgehaltener Hand und unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Zu oft mussten in der Vergangenheit Mitarbeiter gehen oder wurden Helfer weggeschickt, wenn sie Kritik an der Führungsspitze äußerten, sei es intern oder nach außen hin vernehmbar geschehen.

Schork hält sich bedeckt
Wie dem auch sei, Tim Schork ist nun zum zweiten Mal beauftragt, in der kurzen Sommer eine neue Mannschaft zusammenzustellen und einen neuen Trainer zu finden. Das ist keine einfache Aufgabe, besonders angesichts der weiterhin hohen Erwartungen im Umfeld. „Seitdem wir mit Christian Klarheit über seine Zukunft erzielt haben, sondieren wir den Trainermarkt. Wir befinden uns in Gesprächen mit verschiedenen Kandidaten“, sagte Sport-Geschäftsführer Schork in einer Klubmitteilung.

In einem persönlichen Gespräch wollte sich Schork nicht über die Suche nach einem Nachfolger äußern, ließ der Sportchef am Montag über den Pressesprecher ausrichten. Dass er Angst hatte, wegen einer schlechten Botschaft geschasst zu werden, dürfte aber nicht der Grund für die Zurückhaltung gewesen sein.

Quelle: Rheinpfalz.de / Michael Wilkening