Presse 05.11.2022

[Pressesprecherin]

"Wir fahren weit, wir fahren viel, wir verlieren jedes Spiel"
3:1 verlieren die Mannheimer gegen den Halleschen FC. Fan-Spott nach der nächsten Auswärtspleite.

Die Auswärtsseuche geht für den SV Waldhof weiter. Auch im siebten Anlauf gab es für den Drittligisten keine Punkte. Beim Halleschen FC setzte es eine 1:3 (1:2)-Niederlage, die man vor allem aufgrund der ersten Halbzeit als ärgerlich bezeichnen muss. "Nach dem Elfmeter gegen uns war eine Verunsicherung spürbar", sagte Kapitän Marcel Seegert, "wir haben Halle aufgebaut und stark gemacht." Die Fans nahmen die neuerliche Pleite mit Sarkasmus. Kaum war das Spiel beendet und die Mannschaft machte sich auf den Weg vor den Block, stimmten sie folgenden Schlachtgesang an: "Wir fahren weit, wir fahren viel, wir verlieren jedes Spiel."
Kleines Stadion, gute Stimmung. 6574 Zuschauer waren dabei, als der SV Waldhof am Samstag beim Halleschen FC aufkreuzte. Rund 300 davon aus Mannheim. Der Wunschtraum hinter der rund 500 Kilometer langen Anreise zum Leuna-Chemie-Stadion? Dabei sein, wenn die Buwe endlich den ersten Auswärts-Dreier einfahren.
In Sachen Aufstellung gab es keine Experimente. Trainer Christian Neidhart schickte die Dynamo-Dresden-Bezwinger aufs Rasen-Rechteck. Also ohne Seegert, der seine Gelb-Rot-Sperre eigentlich abgesessen hatte. Gerrit Gohlke und Julian Riedel bekamen den Vorzug.
Der SVW legte einen Traumstart hin. Marten Winkler, der Mann des Spiels gegen Dresden, zog im Sechzehner ab. Sein Schuss wurde geblockt, landete beim rechten Außenverteidiger Laurent Jans, der kurz hochschaute, abzog und den Ball passgenau ins lange Eck zirkelte: 1:0 Waldhof (8.).
Und die Neidhart-Elf verdiente sich die Führung in der Folgezeit. Hinten stabil, vorne mit guten Ansätzen. In der 30. Minute hatte Dominik Martinovic die Chance aufs 2:0, bringt aber nicht genug Druck hinter den Ball. Weitere Spielzüge wurden nicht konsequent genug zu Ende gespielt.
In der 37. Minute dann der Waldhof-Schock: Riedel soll im Strafraum einen Schuss absichtlich mit der Hand gestoppt haben, der Arm war aber angelegt. Oder anders: Den Elfer muss man nicht geben. Niklas Kreuzer war’s egal, der versenkte den Strafstoß sicher, schickte SVW-Keeper Morten Behrens in die falsche Ecke: 1:1.
Doch die Blau-Schwarzen machten weiter, schalteten noch einen Gang hoch. Ecke Alexander Rossipal, Kopfball Sturm-Tank Pascal Sohm, der die Kugel perfekt in Richtung rechtes Eck drückt, aber Niklas Landgraf hatte den richtigen Riecher, klärte noch vor der Linie. Und dann wurde es richtig bitter: Mit dem Halbzeit-Pfiff staubte Jonas Nietfeld zum 2:1 ab.
Das Halbzeit-Fazit: Die Last-Minute-Führung der Hausherren stellt den Spielverlauf auf den Kopf – und dürfte sie selbst wohl am meisten überrascht haben. Aber irgendwie passte es ins Bild, das der SVW in dieser Saison bislang auswärts abliefert. Da kommt alles zusammen. Pech. Unvermögen. Einfach alles.
Kaum zurück der nächste Tiefschlag: Tom Zimmerschmied tauchte unbedrängt am Fünfmeterraum und stellte auf 3:1 (48.). Spätestens als Gohlke in der 60. Minute dann die gelb-rote Karte sah, war die Partie entschieden.
Die Frage, die längst über allen steht: Warum genügt ein Rückschlag, um das Waldhof-Kartenhaus Auswärtsspiel für Auswärtsspiel komplett einstürzen zulassen? Letztlich war man mit dem 1:3 noch gut bedient.
Halle hatte noch einige hochkarätige Chancen, die teilweise kläglich vergeben wurden. Seegert: "Nach dem Elfmeter ist das Spiel gekippt und das Selbstbewusstsein war bei vielen dann nicht mehr so da." Muss jetzt vielleicht alles mal überdacht werden, auch wenn Trainer Neidhart sagt, dass die Abläufe gleich bleiben? "Das ist nicht meine Aufgabe, ich schaue, dass ich meine Mannschaft zusammenhalte, das ist mein Job", erklärte Seegert in den Katakomben.

Waldhof: Behrens - Jans, Gohlke, Riedel, Rossipal – Wagner (73. Schnatterer), Bahn – Martinovic (63. Seegert), Taz (63. Ekincier), Winkler (73. Malachowski) – Sohm (63. Keita-Ruel).

Tore: 0:1 Jans (8.), 1:1 Kreuzer (37.), 2:1 Nietfeld (45.), 3:1 Zimmerschmied (48.)