Hiobsbotschaft aus Karlsruhe
Autor: Alexander Müller (alex)
28. Dezember 2017
SV Waldhof
Michael Finks Bilanz als SVW-Cheftrainer konnte sich sehen lassen.
Michael Finks Bilanz als SVW-Cheftrainer konnte sich sehen lassen.
© Binder
Mannheim.Die Entscheidung aus Karlsruhe warf die Planungen komplett über den Haufen. Am Mittwoch teilte die Fußball-Regionalliga Südwest dem SV Waldhof mit, dass die Ausnahmegenehmigung für Michael Fink als Cheftrainer nicht verlängert wird, am Donnerstag verkündeten die Mannheimer dann, dass der 35-Jährige wieder ins zweite Glied rückt und bis zum Trainingsstart am 8. Januar ein neuer verantwortlicher Coach gefunden werden muss.
Es ist eine Hiobsbotschaft, die den SVW an einer empfindlichen Stelle trifft. Denn eigentlich hatte der Regionalliga-Dritte gehofft, dass Fink nach der Verpflichtung des mit der notwendigen A-Lizenz ausgestatteten neuen Co-Trainers Benjamin Sachs zumindest bis Saisonende würde weiterverarbeiten können. Aber da der Verband durchblicken ließ, dass auch diese angedachte Teamlösung nicht akzeptiert werden würde, musste der neue Sportliche Leiter Jochen Kientz nur sechs Tage nach seinem Amtsantritt eine auch für ihn selbst unangenehme Entscheidung treffen.
Drohkulisse Klagen und Strafen
„Wir waren alle glücklich mit Michaels Arbeit und hätten gerne weiter als Cheftrainer mit ihm gearbeitet, aber der DFB hat uns ganz klar zu einer sauberen Lösung geraten“, erklärte Kientz dieser Zeitung. Im schlimmsten Fall hätten dem Waldhof Klagen und empfindliche Strafen bis möglicherweise hin zum Punktabzug gedroht, wenn er mit Fink als faktischem Cheftrainer weitergemacht hätte. „Auf dieses dünne Eis dürfen wir uns als Verein nicht begeben“, betonte der Sportchef.
Fink hatte seit der Beurlaubung von Trainer Gerd Dais Mitte Oktober aus zehn Pflichtspielen bei nur einer Niederlage sieben Siege sowie zwei Unentschieden geholt und damit die Grundlage dafür geschaffen, dass die Mannheimer im neuen Jahr überhaupt noch realistische Chancen auf den erneuten Einzug in die Aufstiegssspiele zur Dritten Liga haben.
Das Damoklesschwert der offenen Lizenzfrage schwebte allerdings von Beginn an über Finks Amstzeit, auch wenn der Verein alles versuchte, den Verband von einem Kompromiss zumindest bis Saisonende zu überzeugen. „Auch der aufgezeigte Zeitplan, zunächst die B-Lizenz, im direkten Anschluss die DFB-Elite-Jugend-Lizenz und zeitnah die A-Lizenz zu erwerben, konnte die Verantwortlichen der Regionalliga Südwest leider nicht von einer Ausnahmegenehmigung überzeugen, da die entsprechenden Lehrgänge bereits voll belegt sind und Michael Fink lediglich auf der Warteliste für den Erwerb der Lizenzen gewesen wäre“, sagte der SVW-Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Rudnick.
Fink selbst, der an der neuen Chefrolle in den vergangenen Wochen großes Gefallen gefunden hatte, nahm die Entwicklung halbwegs gefasst hin. „Ich bin einerseits natürlich enttäuscht, andererseits war mir diese Möglichkeit auch bewusst. Am Ende geht es nicht um persönliche Interessen, sondern um den SV Waldhof. Die Entscheidung der Liga muss ich daher akzeptieren“, betonte der 35-Jährige, der nun wieder als Zuarbeiter eines neuen Cheftrainers gefordert sein wird: „Gerne möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dass der Waldhof den Weg in die Dritte Liga schafft. Ich danke dem Verein für die offene und gute Kommunikation und dass er mir die Chance gegeben hat, mich in der schwierigen Situation zu beweisen.“
„Es gibt nur gut und schlecht“
Auf Sportchef Kientz kommt nun die Aufgabe zu, so schnell wie möglich einen neuen Coach zu finden. „Diese Baustelle wollte ich ganz sicher nicht aufmachen“, betonte der Ketscher und erinnerte daran, dass neben Fink und Sachs nun auch noch ein neuer Cheftrainer bezahlt werden muss. Kientz schwebt ein klares Anforderungsprofil vor: „Es gibt nur gut und schlecht, das hat mit dem Alter nichts zu tun. Er muss die Sprache der Spieler sprechen, fachlich top sein und zum Arbeiterverein Waldhof passen. Für mich ist wichtig, dass er auch schon eine gewisse Erfahrung hat. Er sollte im Jugendbereich gearbeitet haben, was immer eine gute Ausbildung für Trainer ist, aber auch schon im aktiven Bereich und die Regionalliga kennen.“ Hektik bei der Suche sei nicht angesagt, er habe jedoch schon „ein paar Kandidaten im Kopf“ - denn dass der Verband im Fall Fink den Daumen senkt, habe man zumindest nicht ausschließen können.
Vorläufig gestoppt sind durch die neueste Entwicklung auch mögliche Aktivitäten auf dem Transfermarkt. „Ich habe alle Gespräche zur Kaderplanung mit dem bisherigen Trainerstab geführt“, sagte Kientz: „Jetzt kommt ein neuer Trainer dazu, der vielleicht die eine oder andere Sache ändern will. Diese Freiheit will ich ihm auch geben, er soll sich schon entfalten können und seine Ideen mit einbringen.“
© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 28.12.2017
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