Fußball SV Waldhof muss beim 2:1-Pokalerfolg gegen den unerschrockenen Verbandsligisten Heddesheim bis zum Schluss zittern
In die nächste Runde gekrampft
Heddesheim.Am Ende musste der Favorit bange Minuten überstehen. Erst riskierte Waldhof-Ersatztorwart Christopher Gäng gegen Marcel Schwöbel Kopf und Kragen, dann vergab der eingewechselte Daniel Gulde mit einem Seitfallzieher in der Nachspielzeit die Chance zum Heddesheimer Ausgleich: Die Erleichterung war dementsprechend groß, als Fußball-Regionalligist SV Waldhof den 2:1 (1:1)-Pokalsieg beim benachbarten Verbandsligisten Fortuna Heddesheim über die Zeit gerettet hatte. Im Viertelfinale des Badischen Verbandspokals treten die Mannheimer nun bei Liga-Rivale Astoria Walldorf an.
Es war allerdings eine alles andere als souveräne Vorstellung, die der SVW ablieferte. Dabei hätte es ein durchaus entspannter Nachmittag bei nettem Herbstwetter für die Elf von Gerd Dais werden können. Nach Gianluca Kortes schöner Vorarbeit erzielte Benedikt Koep zeitig die 1:0-Führung (19.), und acht Minuten später legte der Heddesheimer Nelson Nsowah im Strafraum Andreas Ivan. Zum fälligen Strafstoß trat Korte an - und setzte ihn weit über das Tor (28.). Statt mit einem beruhigenden 2:0 in die Pause zu gehen, kassierte der Regionalligist sogar noch den Ausgleich. Über die zu passive linke Abwehrseite kam der Ball zu Cihad Ilhan, der zum 1:1 vollstreckte (39.). "Wir haben den Gegner zum Tor eingeladen. Das waren alte Verhaltensmuster", seufzte Trainer Dais: "Das 1:1 hat alles schwieriger gestaltet, als wir uns das gewünscht haben."
Conrad legt Finger in die Wunde
Der Verbandsliga-Fünfte hatte nun endgültig den Respekt vor dem SVW abgelegt, von einem Zweiklassen-Unterschied war nach dem Seitenwechsel nicht mehr viel zu sehen. "Das war ein klassisches Pokalspiel, wie es im Buch steht. Du führst 1:0, vergibst einen Elfmeter und dann macht der Gegner mit der ersten Chance das 1:1. Dann wird es natürlich schwer, wenn du nur noch 45 Minuten Zeit hast", erklärte Abwehrchef Kevin Conrad.
Aus dem Spiel heraus gelang es den Waldhöfern praktisch nicht mehr, vernünftige Chancen zu kreieren - es roch ein wenig nach der nächsten in der langen Liste von Cup-Blamagen gegen niederklassige Vereine, die die seit 14 Jahren nicht mehr im DFB-Pokal vertretenen Mannheimer in den vergangenen Jahren angehäuft haben. "Wir haben oft die falsche Entscheidung getroffen", kritisierte Coach Dais. Doch dann zog Kapitän Hassan Amin einen Freistoß scharf vors Tor, und Conrad setzte den Abpraller mit voller Wucht zum 2:1 ins Netz (71.).
Die Heddesheimer steckten allerdings auch nach diesem Nackenschlag nicht auf und hätten den großen Nachbarn zumindest beinahe in die Verlängerung gezwungen. "Wir sind stolz darauf, was die Mannschaft geleistet hat. Die Zuschauer haben ein tolles Spiel gesehen", sagte Fortunas Co-Trainer Christian Emig, der den urlaubenden Coach Rene Gölz vertrat: "Am Schluss haben wir alles oder nichts gespielt und wären beinahe in der letzten Sekunde noch belohnt worden."
Im Waldhof-Lager waren verständlicherweise alle froh darüber, dass dem Team vor dem richtungsweisenden Regionalliga-Topspiel am Sonntag gegen den 1. FC Saarbrücken 30 zusätzliche Minuten erspart blieben und die Pokal-Pflichtaufgabe - wenn auch mit viel Krampf - gelöst war. Dass gegen den Aufstiegskonkurrenten eine klare Leistungssteigerung her muss, gestand aber auch Matchwinner Konrad. "Wir haben heute wieder gesehen, dass wir noch sehr, sehr viele Baustellen haben", meinte der 27-Jährige: "Sei es der Spielaufbau, in dem wir zu viele Fehler gemacht haben. Oder die zweiten Bälle, bei denen wir nicht präsent genug waren. Vom Ergebnis unabhängig haben wir viel aufzuarbeiten." Und auch Trainer Dais wollte nicht komplett den Mantel des Schweigens über den schwachen Auftritt hüllen: "Wir brauchen uns sicher nicht dafür zu entschuldigen, wenn wir gewinnen. Aber es gibt immer wieder Bereiche, in denen wir uns nicht optimal präsentieren. Das zieht sich durch die letzten Spiele."
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 04.10.2017
Quelle: Mannheimer Morgen