Erwartungen des Klubs nicht erfüllt
FUSSBALL Dais muss beim SV Waldhof gehen / Fink übernimmt als Interimscoach / Keine überraschende Entwicklung
MANNHEIM - Die Entscheidung lag in der Luft: Fußball-Regionalligist SV Waldhof Mannheim hat am Montag seinen Cheftrainer und Sportlichen Leiter Gerd Dais mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Das Fass zum Überlaufen brachte die desolate Leistung der Mannschaft gegen den VfB Stuttgart II am Sonntag. „Bei der 1:3-Niederlage wirkte das Team, als würde es gegen den Trainer spielen“, so ein Vorstandsmitglied.
Als Interimscoach wird Michael Fink die Leitung übernehmen. Als Nachfolger von Dais ist bereits der ehemalige Trainer des FC Augsburg und SV Darmstadt 98, Dirk Schuster, im Gespräch, der beim SVW von 2004 bis 2006 spielte.
Gerd Dais war der 17. Trainer in den vergangenen 16 Jahren beim Traditionsverein. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Saison. Er war 2016 auf Kenan Kocak gefolgt, der vom Zweitligisten SV Sandhausen abgeworben wurde.
Pikanterweise überbringt Kompp die Nachricht
Dais‘ Freistellung wurde noch am Sonntagabend vom Aufsichtsrat einstimmig beschlossen. Pikanterweise überbrachte der Geschäftsführer Markus Kompp die schlechte Nachricht. Dais und Kompp hatten seit Monaten nicht mehr miteinander gesprochen. „Ich bedanke mich bei Gerd Dais für die sehr gute Zusammenarbeit, die in der letzten Saison fast den Aufstieg in die Dritte Liga gebracht hätte, und bedauere die Entwicklung in dieser Saison“, erläuterte Aufsichtsratsvorsitzender Alexander Rudnick den Schritt. Das Verfehlen der gesteckten sportlichen Ziele sowie die desolate Mannschaftsleistung gegen Stuttgart II hätten nicht den Erwartungen entsprochen, die zu Saisonbeginn formuliert worden waren.
Der Aufsichtsrat wolle mit dieser Entscheidung einen neuen Impuls setzen und erwarte von der Mannschaft eine positive Entwicklung und den sichtbaren Leistungswillen, alles daranzusetzen, die gesteckten Ziele doch noch zu erreichen.
Doch diese Erwartungen waren wohl ohnehin zu hoch gesteckt. Bereits in einem Gespräch im Juni mit unserer Zeitung hatte Dais die Chancen seines Teams realistisch eingeschätzt. Seine Begründung damals: Die Verstärkungen, die er sich gewünscht hätte, wollten sich Investor Bernd Beetz und Geschäftsführer Markus Kompp nicht leisten. Weil Dais den Finger in die Wunde gelegt und dem Geschäftsführer offen Versagen bei Neuverpflichtungen attestiert hatte, brannte schon seit Juni die Luft beim SVW.
Konkret ging es damals um die beiden Spieler Pierre Fassnacht vom Karlsruher SC, der inzwischen nach Saarbrücken gewechselt ist, und Nicolas Jüllich von der SG Sonnenhof Großaspach. Beide hatten dem Waldhof-Trainer fest ihre Zusage gegeben, auch in der vierten Liga nach Mannheim zu gehen. Die Verstärkungen kamen allerdings nicht, und Dais erklärte offen, warum das aus seiner Sicht nicht klappte: SVW-Geschäftsführer Markus Kompp, der vor einem Jahr von Hansa Rostock in die Kurpfalz kam, habe es nicht geschafft, rechtzeitig ablösefreie Verträge mit den gestandenen Spielern abzuschließen. „Wer jetzt wieder von Relegation redet, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, so Dais im Interview vor Saisonbeginn.
Dass er letztlich Recht behalten hat, kann für den 54-Jährigen kein Trost sein. Der SV Waldhof Mannheim steht nach 13 Spielen mit 21 von 39 möglichen Punkten auf dem achten Tabellenplatz der Regionalliga Südwest und hat neun Punkte Rückstand auf einen Relegationsplatz.
Quelle: Bürstädter Zeitung