Kurpfalz vs. Baden

Hier ist Platz für Themen, die Mannheim und/oder die Kurpfalz betreffen.

Beitragvon Wölfchen » 11.11.2007, 14:25

Fidi hat geschrieben:
Wölfchen hat geschrieben:
Fidi hat geschrieben:Wien war deutsche Hauptstadt von der Mitte des 15. Jh. bis zum Ende des Reiches 1802/1803


kann man so nicht sagen. Das römische Reich hatte keine offizielle Hauptstadt. Und inoffiziell war es Nürnberg (oder zeitweise Regensburg) als Sitz des Reichstags. Wien war nur der Hof der Habsburgischen Dynastie österreichischer Prägung...


Es stimmt, ne offizielle Hauptstadt gabs im Heilgen Römischen Reich nicht. Aber die Kaiser waren Habsburger, und die residierten die Zeit in Wien (einige Zeit sogar in Graz). Maria Theresia war nicht Kaiserin von Österreich, wie man vielfach heute annimmt, sondern Kaiserin von Deutschland.
Das, was ich eben geschrieben habe hat mir ein Freund meinerseits erklärt, der Geschichtslehrer ist. Was Nürnberg und Regensburg für rollen spielten, darüber weiß ich nichts.

Der sitz des Reichtags ist nicht gleichbedeutend mit dem Sitz der Hauptstadt. Das beste Beispiel sind die heutigen Niederlande, deren Hauptstadt die Residenz der Königin Amsterdam ist, während sich die Regierung und das Parlament in Den Haag befinden.


bin zufällig Geschichtslehrer :wink:

das römische Reich ist eh ein recht komisches Gebilde. Ein Staat definitiv nicht. Die Habsburger Lande gehörten z.B. nur teilweise dazu, Ostpreußen gar nicht. Dass Österreich dieses Gebilde dominiert hat, kann man nur eingeschränkt sagen. Es gab einen großen Gegensatz zwischen den Konfessionen, nur der Reichstag hielt dies zusammen. Und der tagte eben in Nürnberg (und ganz kurz in Regensburg). Nach dem Selbstanspruch war die Hauptstandt eher Rom, reell war sies aber nie...
Es gab auch im Reich nie Tendenzen, eine wirkliche Hauptstadt zu errichten, jedes Terrotorium wollte ja weitgehend für sich bleiben...

Maria Theresia war übrigens nicht die Kaiserin des römischen Reichs. Sie war tatsächlich die Erzherzogin von Österreich. Kaiserin konnte sie als Frau nicht werden, das wurde ihr Mann, Franz von Lothringen, weshalb die Dynastie später Habsburg-Lothringen heißt...

Zu Stuttgart: Wir eingefleischten Schwaben der Ostalb (jetzt hab' ich mich wohl verraten...) sehen Stuttgart nicht mehr als wirklich schwäbisch an. Und dass Schwaben unfreundlich sind, stimmt auch nicht (man kann sowieso nicht alle über einen Kamm scheren). Eher reserviert. Und man sagt eben, was man denkt. Ich finde das eigentlich ehrlicher, als die sog. badische Mentalität (vordergründig freunlich, hinten rum eins reinwürgen)
Das nenn ich mal einen Beitrag!
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Beitragvon Schnogeretzer » 11.11.2007, 14:27

rastele hat geschrieben:Also, als "Beutepfälzer" kann ich nach 25 Jahren durchaus einen Unterschied zwischen Rechts- und Linksrheinisch feststellen. Die Pfalz ist m.E. konservatives Bauernland, leider auch in LU.


vielleicht liegt es auch daran das ihr lange zeit bayrische provinz wart :wink:
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Beitragvon blueandblack » 11.11.2007, 14:28

Fidi hat geschrieben:Es stimmt, ne offizielle Hauptstadt gabs im Heilgen Römischen Reich nicht. Aber die Kaiser waren Habsburger, und die residierten die Zeit in Wien (einige Zeit sogar in Graz). Maria Theresia war nicht Kaiserin von Österreich, wie man vielfach heute annimmt, sondern Kaiserin von Deutschland.
Das, was ich eben geschrieben habe hat mir ein Freund meinerseits erklärt, der Geschichtslehrer ist. Was Nürnberg und Regensburg für rollen spielten, darüber weiß ich nichts.

Der sitz des Reichtags ist nicht gleichbedeutend mit dem Sitz der Hauptstadt. Das beste Beispiel sind die heutigen Niederlande, deren Hauptstadt die Residenz der Königin Amsterdam ist, während sich die Regierung und das Parlament in Den Haag befinden.


Maria Theresa war Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn aber Kaiserin war sie nur im Sinne als Kaisergattin, allerdings hatte sie im Hintergrund schon längst die Macht übernommen. Kaiser Franz hatte nicht allzuviel zu melden.
Ähnlich wie heute Frau Doktor, wenn sie mit einem Doktor verheiratet ist.
Den Reichstag im damaligen alten Reich kannst nicht mit der Bedeutung eines späteren Reichstags vergleichen. Es hatte nichts mit Hauptstadt zu tun.
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Beitragvon blueandblack » 11.11.2007, 14:41

Wölfchen hat geschrieben:
Es gab einen großen Gegensatz zwischen den Konfessionen, nur der Reichstag hielt dies zusammen. Und der tagte eben in Nürnberg (und ganz kurz in Regensburg). Nach dem Selbstanspruch war die Hauptstandt eher Rom, reell war sies aber nie...

Zu Stuttgart: Wir eingefleischten Schwaben der Ostalb (jetzt hab' ich mich wohl verraten...) sehen Stuttgart nicht mehr als wirklich schwäbisch an. Und dass Schwaben unfreundlich sind, stimmt auch nicht (man kann sowieso nicht alle über einen Kamm scheren). Eher reserviert. Und man sagt eben, was man denkt. Ich finde das eigentlich ehrlicher, als die sog. badische Mentalität (vordergründig freunlich, hinten rum eins reinwürgen)


ich will ja nicht unbedingt deine Autorität als Geschichtslehrer untergraben aber es ist Regensburg wo der immerwährende Reichstag von 1663 ? bis 1806 tagte und Reichstage in Nürnberg eher nur selten stattfanden

Den Schwaben sagt man leider die eine oder andere Eigenschaft nach die nicht besonders postiv klingen. Saugrob und geizig bis zum Exzess.... muss aber nicht im Einzelfall zutreffen
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Beitragvon Wölfchen » 11.11.2007, 15:10

blueandblack hat geschrieben:
Wölfchen hat geschrieben:
Es gab einen großen Gegensatz zwischen den Konfessionen, nur der Reichstag hielt dies zusammen. Und der tagte eben in Nürnberg (und ganz kurz in Regensburg). Nach dem Selbstanspruch war die Hauptstandt eher Rom, reell war sies aber nie...

Zu Stuttgart: Wir eingefleischten Schwaben der Ostalb (jetzt hab' ich mich wohl verraten...) sehen Stuttgart nicht mehr als wirklich schwäbisch an. Und dass Schwaben unfreundlich sind, stimmt auch nicht (man kann sowieso nicht alle über einen Kamm scheren). Eher reserviert. Und man sagt eben, was man denkt. Ich finde das eigentlich ehrlicher, als die sog. badische Mentalität (vordergründig freunlich, hinten rum eins reinwürgen)


ich will ja nicht unbedingt deine Autorität als Geschichtslehrer untergraben aber es ist Regensburg wo der immerwährende Reichstag von 1663 ? bis 1806 tagte und Reichstage in Nürnberg eher nur selten stattfanden

Den Schwaben sagt man leider die eine oder andere Eigenschaft nach die nicht besonders postiv klingen. Saugrob und geizig bis zum Exzess.... muss aber nicht im Einzelfall zutreffen


oder so rum...
ist leider nicht gerade mein Fachgebiet, wird nie im Unterricht behandelt (über das Frühmittelalter könnte ich mehr berichten...)

Das grob kann man schon stehen lassen. Geizig stimmt nicht. man ist spasam. kommt daher, dass Schwaben (und besonders die Alb) bis vor kurzem das deutsche Armenhaus war...
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Beitragvon blueandblack » 11.11.2007, 15:16

Wölfchen hat geschrieben:Das grob kann man schon stehen lassen. Geizig stimmt nicht. man ist spasam. kommt daher, dass Schwaben (und besonders die Alb) bis vor kurzem das deutsche Armenhaus war...


Im Stuttgarter Telefonbuch sieht man seitenlang den Namen "Häberle"

Häberle kommt von haben.

Im Stuttgarter Telefonbuch sucht man den Namen "Geberle" vergebens

Zufall?
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Beitragvon Wölfchen » 11.11.2007, 15:51

den Namen gibts hier auf der Ostalb praktisch nicht...
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Beitragvon Fidi » 12.11.2007, 10:09

danke für deine Ausführungen, ich finde das alles hochinteressant, weil auch viele Folgeerscheinungen aus der Geschichte heraus leichter erklärbar sind.



Wölfchen hat geschrieben: die sog. badische Mentalität (vordergründig freunlich, hinten rum eins reinwürgen)


Interessant, dass du auch derartige Beobachtungen gemacht hast.

Bezüglich der Schwaben kann ich nur sagen, dass ich (Bundeswehr, Studium) mit den Oberschwaben bestens ausgekommen bin; was mich so maßlos anekelt, ist die Tatsache, dass Stuttgart wie ein Krake alles an sich reißt, alles ist nur vom besten, größten schönsten, und der Rest des Landes ziemlich benachteiligt wird (auch Firmenfusionen wie z.B. BaKoLa mit Württemb. Landesbank usw. werden von der Landesregierung gefördert, immer mit dem Hintergedanken Stuttgart zu stärken. Das bestätigten mir unabhängig voneinander 2 Landtagsabgeordnete. Offiziell stimmt das natürlich alles nicht). Und dieses unsägliche "Unser Drittes" SWR-Programm ist inkl. der Sportsendungen ein einziges Organ für Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit von Stuttgart, hierfür gibt es so viele Beispiele, dass ich bis morgen schreiben würde. Täglich Berichte von der wilhelma, von irgendwelchen Ausstellungen (z.b. diese mumienausstellung, die Mannheimer war für Archäologen wesentlich bedeutender, aber über die Stuttgarter wurde berichtet!) Wenn irgendwelche Eintrittskarten verlost werden sinds 90% solche für Veranstaltungen in Stuttgart und und und ....
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Beitragvon Wölfchen » 12.11.2007, 15:42

es gibt auch unter Schwaben praktisch niemanden, der Stuttgart wirklich innig liebt...
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Beitragvon Lionel Hutz » 12.11.2007, 20:41

Der Patriot hat geschrieben:AUch im Dialekt unterscheiden wir uns mehr als deutlich.


Für mich ist das eines des wichtigsten Unterscheidungsmerkmale, da ich es auch täglich erlebe (wohne in der Kurpfalz und arbeite in Baden). Wichtiger als irgendwelche Eigenschaften, die der einen oder anderen Gruppe zugesprochen wird. Generell schöner Thread und Danke an alle, die ihn bislang bereichert haben!
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