Wieder ein Geschenk an den Waldhof
Die erste große Euphoriewelle nach dem Aufstieg des SV Waldhof in die Regionalliga ist abgeebbt, als am 11. Juni über 18.000 Zuschauer das Carl-Benz-Stadion in einen Hexenkessel verwandelten. In anschließenden Gesprächen mit Sponsoren und der Stadt Mannheim ist Präsident Steffen Künster nur auf breite Zustimmung gestoßen, will "diese Stimmung auch in die neue Spielzeit mit rübernehmen". Da ist das morgige Testspiel (19 Uhr) gegen den Bundesligisten 1899 Hoffenheim geradezu prädestiniert dafür, die Begeisterung neu zu entfachen. Der Waldhof-Präsident: "Wir hoffen in dieser attraktiven Begegnung auf viele Zuschauer, denn die gesamten Einnahmen gehen dank Dietmar Hopp in unsere Kasse." Mindestens 5000 Zuschauer werden erwartet.
Besonders erfreut ist Künster darüber, dass der Hoffenheimer Mäzen ihm sein Kommen zugesagt hat. Der SAP-Mitbegründer habe dem Waldhof auch zuvor sehr geholfen, dem Klub stets großes Vertrauen entgegengebracht, "obwohl ihm in der Vergangenheit oft eiskalter Wind entgegenwehte". Doch Hopp ginge es um den Sport in der Metropolregion Rhein-Neckar, sei begeistert über den Aufstieg des SVW und hätte bereits im Vorfeld immer die Daumen gedrückt.
Daher ist es für Dr. Immo von Fallois sehr wichtig, dass Hopp von den Waldhoffans "entsprechend fair behandelt wird". Der Quasi-Darlehensschuldenerlass von 3,2 Millionen Euro vor der Lizenzierung habe das Spielen in der Regionalliga überhaupt erst möglich gemacht. Das für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Präsidiumsmitglied: "Viele wissen nicht, dass Anpfiff ins Leben nach der MVV praktisch zweitgrößter Sponsor des Vereins ist." Unabhängig von den über drei Millionen Euro, die vor zwei Jahren in den Bau des Dietmar-Hopp-Jugendförderzentrums am Alsenweg investiert worden wären. Von Fallois wies aber auch darauf hin, dass trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Klub sich noch "in einer sehr angespannten Situation befindet, was die Liquidität betrifft."
Ganz entspannt sieht der Leiter Unternehmenskommunikation der Firma Alstom dagegen dem Aufeinandertreffen beider Teams auf dem Rasen entgegen, auch wenn in solchen Spielen immer eine gesunde Rivalität im Spiel sei, es auch ums Prestige in der hiesigen Fußballregion ginge. "Wir spielen auf Sieg, brauchen uns vor niemandem zu verstecken", ist von Fallois sehr optimistisch. Über einen Erfolg der Mannheimer könnten sich besonders die Tipper freuen, die auf einen Sieg des Regionalligisten bei "bwin" setzen. Der Wettanbieter schüttet in diesem Fall den zehnfachen Einsatz aus, bei einem Erfolg des Bundesligisten dagegen nur das 1,2-fache. Waldhof-Trainer Reiner Hollich geht so viel Optimismus nun doch zu weit. "Natürlich ist für jeden Spieler von uns das Kräftemessen mit Spielern wie Beck, Ibisevic oder Babel ein tolles Event, doch unser Ziel kann nur sein, dem Erstligisten wo weit wie möglich Paroli zu bieten." Waldhofs Sportlicher Leiter Günter Sebert kann die Aussage von Hoffenheim-Manager Ernst Tanner nicht verstehen, "es würde sicher acht bis zehn Tage dauern, bis sich die Spieler von dem Trainingslager erholt hätten". Was die Belastung betreffe, gingen beide Teams unter gleichen Voraussetzungen in die Partie. Der SV Waldhof sei seit Anfang des Monats vor- und nachmittags im Training, wobei man noch berücksichtigen müsse, dass die Spieler keine Profis seien.
Professionell will Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski die Partie im Carl-Benz-Stadion angehen. "Mannheim ist ein weiterer Baustein in der Vorbereitung auf unser DFB-Pokalspiel. Für die Region ist es natürlich eine Partie mit Derbycharakter. Die Fans werden sicherlich für Stimmung sorgen, und wir freuen uns darauf, nach Mannheim zurückzukehren, wo Hoffenheim 2008 so erfolgreich gespielt hat", sagte er.