Fußball: Nordkoreanische U 17 sammelt in der Region nicht nur sportliche Eindrücke / 1:1 im Test gegen SVW-Nachwuchs
Europa besser kennenlernen
Von unserem Mitarbeiter Roland Bode
Mannheim. Wie in besten Trainertagen steht Klaus Schlappner an der Bank: aufmerksam, engagiert, wortgewandt und immer mit Notizzettel und Stift zur Hand. Damit nichts in Vergessenheit gerät, was es bei der Analyse zu besprechen gilt. So auch gestern, als der Fußballlehrer mit dem U 17-Nationalteam aus Nordkorea an seiner alten Wirkungsstätte Station machte. Gegen den U 17-Bundesliga-Nachwuchs des SV Waldhof gab es in einem Freundschaftsspiel am Alsenweg ein gerechtes 1:1 (0:0)-Remis.
Seit 1. Februar ist "Schlappi" ganz nah dran am Nachwuchs-Team des Asienmeisters, der sich für die WM in Juni 2011 in Mexiko qualifiziert hat. "Wir sind hierhergekommen, weil wir den europäischen Fußball in der Praxis mit Blick auf Mexiko besser kennenlernen wollen", erklärt Nationaltrainer Yegun An. Politik - das ist schnell zu spüren - spielt für alle Beteiligten in den zwei Wochen Aufenthalt in der Kurpfalz keine Rolle. Seit November vergangenen Jahres hat Schlappner das Projekt im Auftrag des Auswärtigen Amtes geplant.
"Die ganze Delegation hat schon Eindrücke in der Region gesammelt. An diesem Dienstag gibt es einen Empfang beim Oberbürgermeister von Worms. In Mannheim werden wir noch Station machen. Am nächsten Samstag sind wir beim Bundesliga-Spiel Frankfurt gegen Leverkusen. Und immer, wenn deutscher oder europäischer Fußball abends im Fernsehen gezeigt wird, ist Zuschauen auf den Hotelzimmern Pflicht", erklärt Schlappner: "Die Jungs sind in gut einer Woche zu Hause und bekommen dann wieder Tag für Tag gesagt, was sie tun und zu lassen haben. Bei dem Aufenthalt hier sollen sie viel über Land, Leute und Denkweise erfahren. Der soziale Aspekt spielt eine mindestens genauso große Rolle bei dem Projekt wie der sportliche."
Dass man im Diktaturstaat gelernt hat, wie man mit dem Ball umgeht, um international erfolgreich zu sein, davon konnten sich gestern die rund 150 Besucher der Partie überzeugen. So manches technische Kabinettstückchen war da auf dem Rasen zu sehen, hoher Einsatzwille, Athletik, vor allem aber Disziplin. Geht die aber kurzzeitig verloren, ist "Schlappi" sofort hinterher. Zuerst im gewohnt markanten Kurpfälzer Dialekt - leidenschaftlich wie immer. Dann bestimmt, aber höflich, im Dialog mit Dolmetscher Ri. Der gibt die Mängel an Chefcoach An weiter: "Irgendwie hat das bisher immer funktioniert. Aber ich bin nicht der Trainer, sondern im gewissen Sinn ein Berater. Was der Nationaltrainer letztlich umsetzt, ist seine Entscheidung."
Morgen steht der nächste Test an. Dann sind die Nordkoreaner gegen ihre Alterskollegen zu Gast in Worms (18 Uhr). Am 13. Februar (11 Uhr) geht es auf dem Sportgelände West am Berliner Ring gegen eine Auswahl der FSG Bensheim.
Unterdessen bezwang das Oberliga-Team von Trainer Reiner Hollich am Samstag Hessenligist Rot-Weiß Frankfurt auch in der Höhe verdient mit 4:0.
Mannheimer Morgen
07. Februar 2011
http://www.morgenweb.de/nachrichten/spo ... 10515.html