Presse 10.11.2010

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Presse 10.11.2010

Beitragvon immer-SVW » 10.11.2010, 12:57

Absturz der Traditionsclubs: Waldhof, Essen, Ulm

Mannheim (dpa) - Ihre goldenen Zeiten sind vorbei: Clubs wie Waldhof Mannheim und der KFC Uerdingen dümpeln in der fünften oder sechsten Liga herum. Die Fans bleiben ihnen treu, werden aber immer wieder enttäuscht.

Einst trat Waldhof Mannheim in der Bundesliga gegen Bayern München an, inzwischen geht es in der Oberliga gegen einen Spitzenreiter namens FC Nöttingen. «Es geht Monat für Monat ums Überleben», sagt Vorstand Rainer Spagerer über die Finanzprobleme des Clubs. Eine Spirale aus teuren Fehleinkäufen und überhöhten Erwartungen führte zum Absturz bis in die fünfte Liga. Damit steht der Traditionsclub nicht allein da. Auch Vereine wie KFC Uerdingen, Rot-Weiss Essen, Lokomotive Leipzig oder SSV Ulm 1846 dümpeln in den Amateur-Niederungen herum. Die Fans üben sich in Nostalgie.

Wenn Spagerer von seinem SV Waldhof spricht, geht es viel um die Vergangenheit. «Früher haben wir die Vorstopper der Nation gestellt», sagt er mit Blick auf die einstigen Mannheimer Talente Jürgen Kohler, Christian Wörns und Karlheinz Förster. Früher, das waren die 80-er Jahre, als der SVW fast schon zum Inventar der Bundesliga gehörte. Als Spagerer von den «goldenen Zeiten» erzählt, sitzt er beim Spiel Stuttgarter Kickers II gegen Waldhof Mannheim in einem fast leeren Stadion. Er sieht ein Fehlpassfestival, bei dem der Ball ähnlich häufig in Richtung Tribüne fliegt als aufs Tor. Das Spiel endet 0:0.

Nach dem Bundesliga-Abstieg 1990 sei jahrelang kopflos eingekauft worden, sagt Spagerer. Zwischen 1997 und 2002 standen mehr als 100 Spieler im Kader. «Da waren einige teure Transfer-Flopps dabei.» Es folgten der Abstieg in die Amateurklasse, wuchernde Schulden, zu teure Teams und unzufriedene Fans. «Wenn du einmal von der zweiten in die dritte Liga abgestiegen bist, wird es schwer», meint Spagerer.

Oder es kommt sogar noch schlimmer. Rot-Weiss Essen musste nach einem Insolvenzantrag in diesem Jahr von der vierten in die fünfte Liga zwangsabsteigen. Mit dem SSV Ulm versucht gerade ein anderer finanziell angeschlagener Ex-Bundesligaclub, genau das zu verhindern.

Uerdingen ist noch tiefer gefallen - in die Sechstklassigkeit. Anfang dieses Jahres sorgte der DFB-Pokalsieger von 1985 mit der Verpflichtung des alternden Ailton für Aufsehen. Die Wirkung des Transfers verpuffte, der Aufstieg wurde verpasst. Dennoch will Präsident Agissilaos Kourkoudialos weiter auf Ex-Profis setzen. Seiner Meinung nach lassen sich nur so die Träume von schnellen Aufstiegen und die Ansprüche der Fans erfüllen. «Die Fans erwarten, dass wir den Gegner in jedem Spiel wegputzen», sagt Kourkoudialos.

Der Präsident von Lokomotive Leipzig, Steffen Kubald, ist anderer Meinung: «Abgehalfterte Spieler, die nur abkassieren wollen, hatten wir in der Vergangenheit genug.» Sein Club setzt auf junge Kicker aus der Region. «Aber mit den jungen Wilden gewinnst du nicht jedes Spiel, das verstehen viele Fans leider nicht», meint er. Derzeit ist der Nachfolger des ersten Deutschen Meisters von 1903 in der Oberliga nur 15., nach seiner Neugründung 2003 aber schuldenfrei.

Ein gutes Beispiel, dass Jugendarbeit aus dem Fußball-Nirgendwo wieder herausführen kann, ist der 1. FC Saarbrücken. Bis in die fünfte Liga abgestürzt, machte er aus der Not eine Tugend und stieg dank eigener Talente gleich zweimal wieder auf. Auch Spagerer sieht darin den Schlüssel zum Erfolg: Mannheims B-Jugend spielt in der Bundesliga, die A-Jugend sei auf dem Weg dorthin. Diese jungen Spieler sollen bald auch der ersten Mannschaft wieder Auftrieb geben.

Eine der letzten Trumpfkarten der tief gestürzten Traditionsclubs ist die Treue ihrer Anhänger. Zu Waldhof Mannheim kommen immer noch rund 2000 pro Spiel. Künftig könnten es aber weniger werden. Denn es rückten kaum noch junge nach, sagt Spagerer. Das verwundert ihn nicht. Denn warum sollten junge Fans bei Oberliga-Spielen gegen Dorfvereine wie ASV Durlach ihr Herz für Waldhof entdecken, wenn gleich nebenan 1899 Hoffenheim auf der Bundesligabühne glänzt?

Ex-Bundesligaclubs in unteren Amateurligen:
Verein früher heute
Waldhof Mannheim Bundesligist 1983-1990 Oberliga (5. Liga)
KFC Uerdingen DFB-Pokalsieger 1985 Niederrheinliga (6.) (als Bayer Uerdingen)
Fortuna Köln Bundesligist 1973/74 NRW-Liga (5. Liga)
Lokomotive Leipzig Europacup-Finalist 1987 Oberliga (5. Liga) und Bundesligist 1993/94 (als VfB Leipzig)
Rot-Weiss Essen Deutscher Meister 1955 NRW-Liga (5. Liga)
Bor. Neunkirchen Bundesliga-Aufsteiger Oberliga (5. Liga) 1964 und 1967
TeBe Berlin Bundesliga-Aufsteiger Oberliga (5. Liga) 1974 und 1976
Tasmania Berlin Bundesligist 1965/66 Landesliga (7. Liga)
Blau Weiß Berlin Bundesligist 1986/87 Bezirksliga (8. Liga)
Wattenscheid 09 Bundesligist 1990-1994 Westfalenliga (6. Liga)

http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1066528
Nicht nach hinten, nur nach vorne geht der Blick. Waldhof in Liga 2.
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